St. Stephanus zu Lambsheim
Anfänge
Lambsheim ist eine fränkische Gründung und urkundlich erstmlals 768 im Lorscher Codex erwähnt. Die bereits bekehrte fränkische Dorfgemeinde Landmundiga erbaute unter ihrem Sippenführer Landmund eine Holzkirche. Die Dorfgemeinschaft, deren Niederlassung den Namen Landmundesheim erhielt, machten einen ihrer Heiligen, nämlich Stephanus, zum Ortspatron und nannten ihr Gotteshaus Stephanuskirche. Im achten Jahrhundert wurden die Patronatsrechte dann dem Kloster Weißenburg übergeben, das die übernommene Kirche zur Pfarrkirche erhob und mit allen Pfarrrechten ausstatte.
Erste Steinkirche
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstand die erste Steinkirche. Man betrat sie durch einen Turm an der Westfassade und gelangte in einen dreischiffigen Bau mit angesetzem Chor. Die Erbauung der noch heute vorhanden unteren drei Stockwerke des Turmes konnten vom Verfasser des Artikels in die Zeit um 1225 n. Chr. datiert werden.
Zerstörung der Steinkirche und Umwidmung
Die alte Stephanuskirche wurde im bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg im Jahre 1504 ein Raub der Flammen. Nur die erwähnten Teile des Turmes blieben stehen. Das Gotteshaus wurde an gleicher Stelle wieder aufgebaut und an einem 24. Juni eingeweiht. Das Jahr der Weihe ist nicht überliefert.
Im Jahre 1556 kam die Kirche in den Besitz der Reformierten. Für den Gottesdienst der kleinen katholischen Gemeinde wurde der Chorraum abgetrennt. Die Religionsdeklaration des Kurfürsten Johann Wilhelm im Jahre 1705 hatte zu dieser Aufteilung geführt. Der Kirchturm wurde seit dieser Zeit von beiden Konfessionen benutzt.
Die neue St. Stephanuskirche
In der Regierungszeit des Kurfürsten Carl-Theodor prosperierte das Land, die Bevölkerung wuchs und durch die Rekatholisierung seit der Regierung der Linie Pfalz-Neuburg stieg auch der Anteil der Katholiken in Lambsheim. Diesen wurde der Chorraum zu eng. Deshalb riss man ihn ab und errichtete in den Jahren 1785 bis 1789 eine neue Kirche, die sich im rechten Winkel an den verliebenen alten Bau anschloss. Am 04.10.1789 wurde die neue Kirche von Weihbischof Stephanus Alexander Würdtwein eigeweiht.
Die neue Stephanuskirche ist eine frühklassizistische Anlage mit zum Teil barocker Ausstattung. Das sind: linker Seitenalter - um 1700, vier Holzsäulen, Akanthusschnitzwerk, Muschelnische mit Holzfigur der Mutter Gottes mit Jesuskind, auf den Giebelschenkeln zwei sitzende Engel; rechter Seitenaltar - um 1700, zwei Säulen und zwei Halbsäulen, in Muschelnische Steinfigur Jesus als Salvator; Hauptaltar - stammt aus der St. Leodegar-Kirche in Gerolsheim, kam 1976/77 nach Lambsheim, barocker Aufbau wie ein antiker Portikus, links und rechts je drei Säulen, dazwischen Ölgemälde mit Magdalenendarstellung, der Oberbau enthält ein ovales Tafelbild mit der Darstellung der Heiligen Lucia von Syracus auf Sizilien.
Aus der Zeit der zweiten Hälfe des 17. Jahrhunderts stammt die Holzstatue des Kirchenpatrons St. Stephanus auf einer Steinkonsole über der Sakristeitür (linke Seite). Ein besonderer Schatz stellt das Vesperbild von 1440 dar (rechts in der Nische). Ebenfalls aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt das Ölgemälde "Anbetung der Könige". Das Bild hing früher an der Ostwand; es befindet sich heute im Beichtraum / Südwand.
Das Wandlungsglöckchen
Im Jahre 1912 wurde auf dem Südende des Kirchendaches ein Dachreiter errichtet, in dem ein sogenanntes "Wandlungsglöckchen" aufgehängt wurde, das zur heiligen Wandlung geläutet wird. Dieses Glöckchen wurde von Glockengießer Hamm in Frankenthal gegossen.
Darauf ist ein Relief zu sehen, das Jesus mit Kelch und Hostie zeigt. Die Inschrift lautet: "Adoro te devote latens Deitas" (dt.: In Demut bete ich dich, verborgene Gottheit, an.)
Renovierung in den 1970er Jahren
In den Jahren 1976 und 1977 erfuhr der Kirchenbau eine grundlegende Renovierung und Umgestaltung, besonders des Altarraumes. In Erfüllung der Vorgaben des zweiten vatikanischen Konzils wurde der Altarraum mit einem freistehenden Altarblock aus Travertin ausgestattet, wodurch der Priester die Messe dem Kirchenvolk zugewandt halten kann. Aus der gleichen Steinart wurden ein Ambo, eine Stele für den Tabernakel und eine Stele für die Pieta hergestellt.
Im Zuge der Renovierung und Umgestaltung der Kirche wurde auch eine neue Orgel eingebaut. Sie wurde von der Firma Hugo Wehr aus Haßloch, geliefert. Die Orgelweihe erfogte am 20. November 1977 durch Herrn Domkapitular Johannes Dörr. Eine grundlegende Überholung der Orgel wurde im Jahre 2007 vorgenommen. Ausführende Firma war Orgelbau Kuhn aus Esthal.
(von Paul-Christian Lang, Lambsheim, Juni 2017)